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Brief an das Präsidium der Freien Universität Berlin


    An das Präsidium der Freien Universität Berlin
    Kaiserswerther Str. 16-18
    14195 Berlin



    03.07.2024

    Vortrag Dr. Emilia Roig

    Sehr geehrter Präsident Prof. Dr, Günter Ziegler,
    sehr geehrte Vize-Präsidentin Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott,
    sehr geehrter Vize-Präsident Prof. Dr. Georg W. Bertram,
    sehr geehrter Vize-Präsident Prof. Dr. Sven Chojnacki,
    sehr geehrte Vize-Präsidentin Prof. Dr. Petra Knaus,
    sehr geehrte Kanzlerin (mdWdAb) Andrea Güttner,

    mit Befremden nehmen wir als Netzwerk der jüdischen Hochschullehrenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz (e. V.) wahr, dass Dr. Emilia Roig für den öffentlichen Vortrag „Is antiZionism antisemitic? About the weaponization of antisemitism in current debates.“ am 5. Juli 2024 an der Freien Universität Berlin eingeladen wurde.

    Der Vortrag soll im Rahmen einer von der Stabsstelle Diversity und Antidiskriminierung organisierten Vortrags- und Veranstaltungsreihe stattfinden und dazu dienen, faktenbasiertes Wissen über den Nahen Osten, Antisemitismus und Rassismus zu vermitteln.

    Die bekannten Thesen und Darstelllungen von Frau Dr. Roig zum Nahostkonflikt sowie zum Verhältnis der Israelis und Palästinenser basieren nicht auf einer fundierten Expertise auf dem Gebiet der Antisemitismusforschung und stellen äußerst einseitige Positionen dar, die unter Jüdinnen und Juden lediglich von einer Minderheit vertreten werden.

    Von einem multiperspektivischen Verständnis und Austausch unter der Berücksichtigung der Perspektive der jüdischen und israelischen Mehrheitsgesellschaft sind die bisher getätigten öffentlichen Beiträge von Frau Dr. Roig in der Regel nicht gedeckt.

    Generell begrüßen wir, dass sich die Stabstelle Diversity um eine wissenschaftsbasierte Auseinandersetzung mit dem Nahen Osten, Nahostkonflikt sowie Antisemitismus bemüht.

    Aus den vorgenannten Gründen sehen wir die von Dr. Roig vertretenen Positionen kritisch und notwendigerweise als kontextualisierungsbedürftig. Wir halten es für dringend erforderlich, die einseitigen sowie antizionistischen Thesen von Frau Dr. Roig durch einen ergänzenden Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu kontextualisieren.

    Wissenschaftlicher Austausch muss mehrperspektivisch sein. Dies ist unabdingbar, um die äußerst angespannten und politisch sowie emotional aufgeladenen Diskurse rund um die Themen Naher Osten, Antisemitismus und Rassismus zu entschärfen und dem Anspruch von faktenbasierter Wissensvermittlung gerecht zu werden.

    Aus diesem Grund schlagen wir vor und möchten Sie inständig bitten, einen ergänzenden, kontextualisierenden Diskussionsbeitrag zum Thema Naher Osten, Nahostkonflikt, Zionismus und Antisemitismus direkt im Anschluss an den Vortrag von Frau Dr. Roig zu ermöglichen.

    Aus unserer Sicht sollten die Thesen von Frau Dr. Roig nicht in den Raum gestellt werden, ohne den Zuhörern die Möglichkeit zu geben, diese durch einen Gegenvortrag einordnen zu können. Dies gilt insbesondere, da sie das ohnehin aufgeheizte Klima nach unserer Einschätzung zu verschärfen drohen.

    Wir hoffen sehr, dass das Präsidium der Freien Universität Berlin den Vortrag bzw. die Veranstaltungsreihe in der geplanten Form überdenkt.

    Für ein Gespräch in dieser Angelegenheit stehen wir sehr gerne zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Prof. Dr. Julia Bernstein
    Prof. Roglit Ishay
    Dr. Orna Freifrau von Fürstenberg
    Prof. Dr. Dani Kranz
    Prof. Dr. Guy Katz
    Dr. Ilja Kogan

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